Überraschung beim GeschlechtIm Kölner Zoo ist erstmals ein Kugelgürteltier geboren

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Im Südamerikahaus des Kölner Zoos ist erstmals ein Kugelgürteltier geboren. Nach der Geburt musste das Jungtier von seinem Vater getrennt werden.

Im Kugelgürteltiergehege des Südamerikahauses liegen Äste, Stroh und Steine. Soweit nichts Ungewöhnliches, bis sich einer der kleinen Steine plötzlich merklich bewegt. Vier Beinchen kommen hervor, Krallen graben sich in den Boden. Der Stein entpuppt sich als Neugeborenes. Am 12. April wurde erstmals ein sogenanntes „Südliches Kugelgürteltier“ im Kölner Zoo geboren.

Kurz nach der Geburt wog das Jungtier 122 Gramm und war etwas kleiner als ein Tennisball. Mittlerweile ist es 300 Gramm schwer, nach drei Monaten ist es ausgewachsen und dann Handball-groß. „Das Jungtier erkannt man auch daran, dass es heller als die Mutter ist und der Panzer, der aus vielen sechseckigen Horn- und Knochenplatten besteht, noch weicher ist“, sagt Alexander Sliwa, Zoologe und Kurator des Kölner Zoos.

Kugelgürteltier im Kölner Zoo: Überraschung beim Geschlecht

Das Jungtier hat noch keinen Namen und auch das Geschlecht war bislang unbestimmt. „Wenn wir das Tier anfassen, rollt es sich augenblicklich zusammen. Deshalb können wir das Geschlecht noch nicht genau ausmachen“, sagt Tierpfleger Christoph Kiesow. Doch als das Jungtier am Dienstag, 7. Mai, der Öffentlichkeit präsentiert wird, rollt es sich kurz aus und auf den Rücken. Kiesow erkennt dabei eindeutig, dass es sich um ein Männchen handelt – eine unerwartete Geschlechter-Verkündung.

Tierpfleger Christoph Kiesow hält die Kugelgürteltier-Mutter und das -Jungtier in seinen Händen. Foto von Christian Mack

Geburt eines Kugelgürteltiers im Kölner Zoo: Tierpfleger Christoph Kiesow hält Mutter und Jungtier in seinen Händen.

Seit 2019 lebt Vater Fietje im Kölner Zoo, vier Jahre hat es gedauert, bis der Zoo ein weibliches Kugelgürteltier zur Paarung gefunden hat. Mutter ist die bereits 13-jährige Laetitia, die im September 2023 aus dem Zoo Leipzig nach Köln gezogen ist. Zwei Monate später war sie mit ihrem 15. Jungtier trächtig. Für Vater Fietje ist es das erste Jungtier.

Vier bis fünf Monate ist ein Weibchen trächtig. Nach der Geburt musste Vater Fietje jedoch von seinem Sohn getrennt werden. „Der Vater ist in den ersten Lebenswochen des Jungtiers kannibalisch, das heißt, wir müssen ihn von dem Jungtier separieren, damit er es nicht an- oder auffrisst.“ Deshalb gebe es zwei Kugelgürteltiergehege im Südamerikahaus.

Kugelgürteltier im Kölner Zoo: Art ist bedroht – die Bestände sind rückläufig

Was ist das Besondere an Kugelgürteltieren? „Als einzige Vertreter der Gürteltiere können sie sich zu einer Kugel zusammenrollen, wenn sie bedroht werden. Sie schließen ihren Panzer dann perfekt ab, sodass kein Tier in die Unterseite beißen kann“, sagt Sliwa.

Obwohl sie durch ihren Panzer vor manchen Fressfeinden gut geschützt sind, seien sie inzwischen bedroht, sagt Sliwa. Ihr Bestand ist in den letzten Jahren stark rückläufig. Zum einen wird ihr Lebensraum durch den Menschen zerstört, zum anderen gelten sie im südlichen Südamerika als Delikatesse.

Als natürlicher Feind des Kugelgürteltiers gelten Puma und Jaguare. Glücklicherweise gebe es in Europa schon über 100 Kugelgürteltiere, die in Zoos aufgewachsen sind, sagt Sliwa. Sie stammen von einer sehr kleinen Gründerzahl ab. Im Kölner Zoo gibt es schon bald ein weiteres weibliches Kugelgürteltier, das aus dem Kopenhagener Zoo nach Köln kommt.

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