Kölner InitiativeNeues Netzwerk möchte Musik an Universitäten fördern

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Zu sehen ist Michael Ostrzyga, der ein Konzert dirigiert.

Der Kölner Universitätsmusikdirektor Michael Ostrzyga initiierte jüngst das „Netzwerk Universitätsmusik in Deutschland“.

Michael Ostrzyga ist Präsident eines neu gegründeten Netzwerks für Universitätsmusik. Wir sprachen mit ihm über Projekte, Ziele und Herausforderungen.

Die Corona-Pandemie war der Trigger für etwas, das freilich schon lange in der Luft lag: „Da hatten wir auf einmal Zeit zum Nachdenken, wie wir uns neu und zukunftsorientiert aufstellen könnten.“ Michael Ostrzyga, Kölner Universitätsmusikdirektor, der vor einigen Jahren durch seine Vervollständigung des Mozart-Requiems für einige Furore sorgte, hat vor Kurzem mit Kollegen aus diesem Bereich in Köln das „Netzwerk Universitätsmusik in Deutschland“ gegründet, zu dessen Präsident er gewählt wurde. Was auch insofern nahe lag, als die Uni Köln über die am besten ausgestattete Uni-Musik in Deutschland verfügt. Vereinszweck ist die Förderung von Musik an Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften, also den ehemaligen Fachhochschulen.

Unterschiedliche Voraussetzungen, gemeinsame Ziele

Rund 40 Verantwortliche fanden sich in der Vorbereitungsphase zusammen, die an den einzelnen Hochschulstandorten unter institutionell teils sehr unterschiedlichen Bedingungen arbeiten, aber ein gemeinsames praktisches Interesse haben: die produktive synergetische Nutzung von Ressourcen. „Ich habe einen Chor, du hast ein Orchester, da machen wir was zusammen.“ Er habe, führt der Komponist und Dirigent im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus, „schnell nutzbare Strukturen schaffen wollen – im Sinne des Aufbaus einer nationalen Musiklandschaft eigener Art“.

Ostrzyga hat bereits sehr konkrete Vorstellungen davon, was bald passieren könnte: „Da haben wir jetzt auch hinsichtlich des möglichen Repertoires viele Möglichkeiten, die wir bislang nicht hatten: Wir können jetzt, mit mehreren Chören, nicht nur sinfonische Vokalwerke der Spätromantik aufführen, sondern auch Händel und Haydn. Massenaufführungen von Händel-Oratorien hat es ja bereits im 18. Jahrhundert gegeben.“

Mittelfristig ins Auge gefasste gemeinsame Projekte sind ein Festival mit Sinfonieorchestern verschiedener Universitäten in Gießen und Begegnungskonzerte der Bigbands von verschiedenen Standorten. Außerdem könnte – das ist für 2026 angedacht – eine Chornacht an mehreren Unistandorten in Deutschland am selben Tag stattfinden, mit Nutzung von medialen Möglichkeiten der Vernetzung und Interaktion. Ebenso im Blick sind Kompositionsaufträge und Crossover-Projekte mit Bigbands, Jazzchören und Orchestern sowie eben Projekte mit ungewöhnlich groß besetzter Chormusik oder monumental angelegten Werken für Chor und Orchester wie Mahlers achter Sinfonie. Die wären dann in großangelegten Workshops etwa in Pfingstferien, am Fronleichnamswochenende oder in den Semesterferien an unterschiedlichen Standorten zu erarbeiten.

Universitäten stehen vor besonderen Herausforderungen

Tatsächlich ist die Universitätsmusik in Deutschland seit jeher ein Biotop mit sehr spezifischen Arbeitsbedingungen: Anders als an Musikhochschulen, die sich ausschließlich der Ausbildung von Berufsmusikern widmen, kommen hier Studierende aller Fachrichtungen zusammen, um in den verschiedensten vokalen und instrumentalen Ensembles regelmäßig zu proben und Konzertprogramme zu erarbeiten. Weil daran auch Lehrende und andere Hochschulbeschäftigte teilnehmen, wird die Universitätsmusik zu einem virtuellen Abbild der Universitätsgesellschaft. Eine besondere Herausforderung für Integration und Homogenität entsteht unvermeidlich durch die Studienorganisation: Anders als außerhochschulische Formationen muss die Universitätsmusik mit einer hohen personellen Fluktuation zurande kommen.

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