Seit fünf Monaten geschlossenDenkmalschutz für den Manforter Hof scheint unwahrscheinlich

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Der Manforter Hof ist geschlossen.Wo rechts der Norma (ehemals Aldi) steht, stand bis in die 1970er-Jahre ein großer Saal. Foto: Ralf Krieger

Der Manforter Hof ist geschlossen.Wo rechts der Norma (ehemals Aldi) steht, stand bis in die 1970er-Jahre ein großer Saal.

Der Manforter Hof hatte seine Blütezeit in den 20er- und frühen 30er-Jahren. In den 1970er-Jahren wurde der Anbau mit dem großen Saal abgebrochen.

Neben Karneval hätte der Titelgewinn von Bayer 04 am 14. April ein ganz umsatzstarker Tag sein können, denn an dem Abend musste man die Manforter Straße wegen der Menschenmassen für Autos sperren. Viele Büdchen und Gastronomen machten da schon ein gutes Geschäft. Allerdings: Der Manforter Hof, um 1911 erbaut, ist seit diesem Jahr geschlossen und es scheint sich wenig zu tun; eine neue Pächterin oder einen Nachfolgepächter gibt es nicht. Dabei hatte die Vorpächterin gesagt, dass die letzte historische Manforter Gaststätte durchaus profitabel zu bewirtschaften sei.

Der Manforter Hof Bild: Ralf Krieger

Ein historisches Bild: Der Manforter Hof im Dezember 2023, als er noch geöffnet war.

Jetzt wird aufgrund eines politischen Beschlusses der Denkmalschutz aktiv. Ein entsprechender Antrag, den die Ratsfrau Gisela Kronenberg mithilfe der Fraktion Opladen Plus in der Bezirksvertretung I und im Bauausschuss eingebracht hatte, wurde einstimmig angenommen. Die Leverkusener Denkmalbehörde soll noch einmal prüfen, ob der für den Stadtteil und die Manforter Vereine den zentralen Gasthof des Stadtteils nicht doch noch amtlich zu schützen sei. Vor einem möglichen Umbau, nach dem man den schönen Gasthof unter Umständen kaum noch wiedererkennen kann, fürchten sich viele Leverkusener, speziell Manforter und Wiesdorfer.

Denkmalschutz für den Manforter Hof soll schon einmal abgelehnt worden sein

Einen Versuch, den Gasthof als Denkmal zu schützen, soll es sogar schon einmal gegeben haben. Der Inhaber Gerd Wüstner sagt, dass er ein solches Verfahren 1996 selbst schon einmal angestoßen habe. Allerdings sei im Haus schon zu viel umgebaut worden. Da, wo heute der Discounter steht, gab es früher einen langen Saal und einen Biergarten, beides ist verloren.  Wie der Inhaber Wüstner zu dem jetzt öffentlich gewordenen Ansinnen der Ratsfrau Kronenberg bezüglich Denkmalschutz steht, will er nicht sagen. 

Wir arbeiten an einem Konzept, wir sind an einer Sache, die vernünftig wird.
Inhaber Gerd Wüstner

Seine Aktivitäten bezüglich der Immobilie lassen aber den Schluss zu, dass eine Unterschutzstellung mit seinen Plänen kollidieren: Er lote derzeit mit einem Architekten die Möglichkeiten aus, wie man das alte Haus dämmen kann.  „Wir arbeiten an einem Konzept, wir sind an einer Sache, die vernünftig wird“, sagt Wüstner und: „Wenn der Preis stimmt, ist alles zu verkaufen.“

Eine Zeichnung von 1911 mit Kommentaren der Bauberatungsstelle für den Landkreis Solingen.

Eine Zeichnung von 1911 mit Kommentaren der Bauberatungsstelle für den Landkreis Solingen.

Von einem Antrag auf Denkmalschutz wusste Wüstner bis zu dem Zeitpunkt des Anrufs des „Leverkusener Anzeiger“ nichts. Er sagte: „Kann man ein Haus unter Denkmalschutz stellen, ohne dass der Hausbesitzer Bescheid weiß?“

Man kann, aber wenn die Sache nicht hundertprozentig ist, hat der Schutz keinen Bestand, wenn ihn der Hausbesitzer vor Gericht anfechtet. So äußert sich der städtische Denkmalschützer Jochen Simon, der sich den Manforter Hof demnächst einmal ansehen will, wie von der Politik beschlossen wurde. Er hat im städtischen Archiv nicht allzu viele Pläne und Unterlagen zum Manforter Hof gefunden.

Das ist vorerst vorbei: Gäste im Manforter Hof.

Das ist vorerst vorbei: Gäste im Saal im Manforter Hof.

Alleine, dass ein Haus alt ist, reicht nicht als Kriterium. Ein Haus auf Biegen und Brechen gegen den Willen eines Hausbesitzers unter Denkmalschutz zu stellen, sei nach aller Erfahrung nicht zielführend, sagt Simon. Die Bedeutung eines Bauwerks im Stadtteil müsse in einem Antrag beachtet werden. 

Eins steht fest: Vereinen und Manforter Gruppen fehlt ihr alter Manforter Hof. Die Karnevalsfreunde, die von der aufgegebenen Gaststätte Schweigert dorthin gezogen waren, können ein Lied über den Verlust singen. Übrigens steht der Manforter Hof heute gar nicht mehr in Manfort. Offiziell reicht Wiesdorf bis zur Autobahn, bis 1961 lag der Manforter Hof noch in Manfort, dann verlegte man die Stadtteilgrenze an die Autobahn 3. Bis dahin reichte Wiesdorf im Osten nur bis zur Haberstraße. 


Der Inhaber Gerd Wüstner schreibt über die Geschichte des Gasthofs: Der Manforter Hof habe seine Blütezeit in den 20er- und frühen 30er-Jahren gehabt. Aus Kegelbahn 2 und dem Bühnenkeller des Saales wurden im Krieg Luftschutzräume. Im Saal soll Bayer „Fremdarbeiter“ untergebracht haben; später seien dort Kriegsgefangene einquartiert worden. Bei Kriegsende sei der Manforter Hof von den Briten besetzt worden. Aus dem Ballsaal sei nach dem Krieg ein Kino gemacht worden.

Manforter Hof. Foto: Ralf Krieger

Eine historische Ansicht

In den 1970er-Jahren sei der große Saal abgebrochen worden, einer der ersten Aldi-Discounter von Leverkusen wurde stattdessen dort gebaut. Heute hat Norma das Ladenlokal gemietet. Nach dem Tod des Großvaters im Jahre 1964 habe Wüstners Großmutter noch bis 1977 selber in der Küche gestanden, dann sei die Aera der Familie Graue im Manforter Hof geendet.

Das Haus sei an die Beckmann Brauerei verpachtet worden. Nachdem zwei deutsche Familien dort gastronomisch und finanziell gescheitert seien, habe die Brauerei das Haus an Italiener verpachtet: „Ai Trulli“ dürfte vielen Leverkusenern in Erinnerung sein. Was als gutgehende Pizzeria begann, sei als Geldwaschanlage der Mafia geendet.

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