38 KiloGericht verhandelt erneut Prozess um spektakulären Rösrather Goldraub

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Bei der Agosi AG in Pforzheim werden frisch gegossene Goldbarren gezeigt, die einen Feingoldgehalt von 99,99 Prozent haben (obere Reihe 1 Kilogramm je Stück, mittlere Reihe 500 Gramm je Stück, untere Reihe 250 Gramm je Stück).

Frisch gegossene Goldbarren, sortiert nach Gewicht. Die unteren wiegen pro Stück 250 Gramm, die dahinter 500 (Symbolfoto).

Räuber hatten 2018 einem Händler in Rösrath 38 Kilo Gold geraubt, doch der holte sich sein Eigentum nach Verfolgung in Köln wieder zurück.

Als ein Schmuckhändler einen Koffer mit rund 38 Kilogramm Gold im Wert von rund 250.000 Euro mit seiner Ehefrau von seinem Wohnhaus in Rösrath in seinen Laden in die Kölner Keupstraße bringen wollte, soll das Paar brutal überfallen worden sein. Doch der Schmuckhändler ließ sich von den Räubern nicht kleinkriegen, verfolgte die Täter mit dem Auto und holte sich den Goldkoffer zurück. Seit Mittwoch stehen nun zwei mutmaßliche Räuber (45 und 39) unter anderem wegen schweren Raubes vor dem Landgericht.

Ein dritter Angeklagter erschien zum Prozessauftakt nicht vor Gericht. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt. Laut Anklage sollen insgesamt fünf Täter an der Tat am 3. Februar 2018 beteiligt gewesen sein, wobei drei von ihnen den eigentlichen Überfall begangen hätten. Vor dem Haus hätten zwei der Täter — darunter mutmaßlich der ältere Angeklagte — dem Paar aufgelauert und es mit Fäusten niedergeschlagen, während der dritte im Fluchtwagen gewartet habe.

Opfer nahm die Verfolgung auf

Anschließend seien die Täter mit dem Koffer in ihr Fluchtfahrzeug gestiegen. Doch da habe sich der Schmuckhändler schon wieder berappelt und den Koffer gepackt. Trotz offener Autotür hätten die Täter beschleunigt. „Der Geschädigte wurde daraufhin mehrere Meter über den Boden mitgezogen, bis er schließlich von dem Koffer ablassen musste“, sagte der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung.

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Trotz Schürfwunden an den Knien war der Wille des Händlers aber offensichtlich nicht gebrochen. Der Mann habe sich hinters Steuer seines Range Rovers geklemmt und die Verfolgung aufgenommen, weshalb eine Übergabe des Koffers an zwei in der Nähe des Tatorts wartende Mittäter — darunter der 39-jährige Angeklagte — nicht habe stattfinden können.

Gefährliche Bremsmanöver und ein Schuss

Was sich dann laut Anklage entwickelte, kommt einer filmreifen Verfolgungsjagd gleich: „Der Geschädigte folgte ihnen über die Bundesautobahn A4 nach Köln“, heißt es in der Anklage. Während der Fahrt sollen die Täter ihr Fahrzeug mehrmals so stark abgebremst haben, dass es beinahe zwei Kollisionen mit ihrem Verfolger gegeben hätte.

Zudem soll einer der Täter aus dem Fluchtfahrzeug heraus mindestens einmal auf den Range Rover geschossen haben. Ein Projektil habe die Motorhaube des Range Rovers getroffen und sei in die Windschutzscheibe geprallt. Dennoch blieb der Rösrather bis zum Wendehammer in der Singhofener Straße in Humboldt-Gremberg an den Tätern dran. Die sollen dort ihr Fluchtfahrzeug verlassen und ohne Rollkoffer zu Fuß weiter geflohen sein.

Die Angeklagten schwiegen zu Prozessbeginn, ließen über ihre Verteidiger aber erklären, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt einlassen wollten. Bereits im November 2023 war ein Täter in dem Fall zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann hatte im Prozess umfassende Angaben zu seinen Komplizen gemacht. Daraufhin war es Ende November zur Verhaftung der beiden jetzt angeklagten Männer gekommen, die seither in U-Haft sitzen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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